Der Mythos von perfekten CEOs

Veröffentlicht
21. März 2024
Der Mythos von perfekten CEOs
Es scheint oftmals so, als würden von CEOs fast übermenschliche Eigenschaften und Talente erwartet - im Unterschied zu all den „normalen“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ein solcher CEO-Mythos kann im Praxistest nicht bestehen - das belegt auch eine interessante Analyse von Hogan Assessments, einem führenden Assessment-Anbieter. Die Analyse von Hogan beginnt mit der Fragestellung, welche Eigenschaften und Talente CEOs denn wirklich ausmachen.

Und welche CEO-Eigenschaften sind aus Unternehmenssicht überhaupt wünschenswert?

Laut Hogan Assessments wird Charisma oft als wichtigste Eigenschaft von CEOs angenommen - mit Charisma werden vor allem Adjektive wie selbstbewusst, ehrgeizig und ergebnisorientiert verbunden.

Ein besonderes Charisma mit exakt solchen Eigenschaften haben nachweislich aber auch Narzissten, die in der Berufswelt regelmäßig auch auf Chefsesseln anzutreffen sind.

Sind Narzissten in Top-Positionen aber wirklich vorteilhaft für die Unternehmen?

Egomanie und ausgeprägte Risikofreude (beides klassische Eigenschaften von Narzissten) können Chaos in Unternehmen anrichten und wirken sich somit negativ aus.

Aus diesem Grund wäre laut Hogan Assessments auch bei CEOs tatsächlich eine gesunde Demut wünschenswert.

Mit der Grundeigenschaft Bescheidenheit können CEOs auch Kritik positiv annehmen, ihre eigenen Grenzen verstehen und Teamarbeit positiv unterstützen.

Demütige / bescheidene CEOs halten sich selbst auch nicht für unersetzlich. Daher sorgen sie frühzeitig für die eigene Nachfolge, zumal sie üblicherweise überdurchschnittliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut an sich binden können.

Einen weiteren entscheidenden Vorteil haben bescheidene CEOs für Unternehmen - sie bleiben länger im Unternehmen als ihre grenzenlos selbstbewussten Konkurrentinnen und Konkurrenten, die schneller eine neue Herausforderung suchen.

Laut Hogan Assessments wird oftmals auch angenommen, dass erfolgreiche CEOs niemals versagen.

In der Managementpraxis ist vermeintliche Unfehlbarkeit aber keineswegs ein belastbarer Indikator für den langfristigen Erfolg von CEOs. Vielmehr ist der konstruktive und offene Umgang mit Misserfolgen ausschlaggebend für erfolgreiche CEOs.

Misserfolge persönlich zu nehmen oder gar die Schuld bei anderen zu suchen - beides führt CEOs auf keinen nachhaltig erfolgreichen Weg.

Erst der reflektierte und selbstkritische Umgang mit den eigenen Rückschlägen stärkt CEOs nachhaltig und befähigt sie, Misserfolge als Lern- und Wachstumschancen zu sehen und erfolgreiche Problemlösungsstrategien zu entwickeln.

Eine weitere typische Unterstellung zu erfolgreichen CEOs: starke CEOs entscheiden alleine.

Partizipative Entscheidungsfindung im Top Management wird oft mit langsameren Entscheidungsprozessen und unklaren internen Verantwortlichkeiten gleichgesetzt.

Im Gegenteil dazu zeigen Studien aber, dass Unternehmen mit einer mehrköpfigen Führungsspitze deutlich mehr Wert schaffen als Solo-Entscheider an der Unternehmensspitze.

Mit dem Bild starker, erfolgreicher CEOs wird zudem verbunden, dass sie niemals an sich zweifeln.

Aber auch diese Annahme wirkt eher idealisiert. Selbstverständlich ist Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Entscheidungen wichtig für CEOs.

Gleichzeitig wirkt aber auch hier ein offener Umgang mit eigenen Zweifeln positiv, um Optionen abzuwägen und ausgewogene Entscheidungen zu treffen.

CEOs, die aus einem übersteigerten Selbstbewusstsein heraus ihre eigenen Entscheidungen nicht kritisch hinterfragen, werden schnell zum Risikofaktor für die Unternehmen (siehe Anfang dieses Beitrags).

Hogan hat in seinen Assessments 4 Grundeigenschaften festgestellt, die die besten CEOs auszeichnen:

  • gutes Urteilsvermögen
  • Integrität
  • Glaubwürdigkeit
  • Schaffung von stetiger Unterstützung in ihrem Umfeld
     

Diese 4 eher bodenständigen Eigenschaften widerlegen eindeutig den Mythos von übermenschlichen CEOs.

Im Kontext dieser Eigenschaften empfiehlt Hogan Assessment, dass CEOs ausreichend viel Zeit für die Förderung ihrer eigenen emotionalen und sozialen Intelligenz aufwenden und hierzu auch Feedback von anderen einholen.

Auf diesem Weg lernen sie ihre Schwächen nicht nur kennen, sondern sie lernen auch den Umgang und die Beherrschung der eigenen Schwächen.

Und werden so nachhaltig erfolgreiche CEOs.

 

 

Quelle: 
„Perfekte CEOs braucht niemand“, Personalwirtschaft 02-2024

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